Die Laienmusikszene in ländlichen Regionen ist das Rückgrat der Musikszene in Deutschland. Ihre Musiker und Musikerinnen spielen oft mehr als nur ein Instrument und sind nicht nur Mitglied in einer Kapelle. Diese musikalische Bandbreite ist der Ausgangspunkt für die Produktion DOPPEL(T)LEBEN von PODIUM Esslingen für den Ideenkongress. Sie porträtiert fünf Solistinnen und Solisten in vier 30-minütigen Performances und verbindet klangliche Welten aus Zernikow, Detmold, der Westpfalz und Chemnitz.
Für Joosten Ellée, Künstlerischer Leiter von PODIUM Esslingen, ging auf den Recherchereisen für die Konzertperformance DOPPEL(T)LEBEN manchmal ein neues Universum auf – und zwar immer dann, wenn aus einer Ahnung plötzlich Wirklichkeit wurde. Projektleiter Anselm Bieber beeindruckte vor allem die Herzlichkeit und Selbstverständlichkeit, mit der sie auch in das private Umfeld der Musikerinnen und Musiker eingeladen und aufgenommen wurden.
Ihre erste Reise führte Joosten Ellée und Anselm Bieber nach Detmold. „Am Ostersonntag ging es nach Schling, einem Teil Detmolds, zu einem Osterfeuer, veranstaltet vom dortigen Verein Bergfreunde Schling e.V. Hier trafen wir auf die zwei Hornistinnen des Theaters, Ulrike Strothmann und Lauren Whitehead, die in ihrer Freizeit Alphorn spielen. Die Detmolder Umgebung passt überraschend gut zum Alphorn: durch den nahen Teutoburger Wald wird die Region auch „Lippische Schweiz” genannt. Auch das Duo verwendet augenzwinkernd diesen Namen und bringt die alpenländische Tradition in den örtlichen grünen Hügeln zum Klingen. Die beiden Hornistinnen spielen übrigens ebenso begeistert das Parforcehorn – das sogenannte Jagdhorn.“
Die zweite Recherchereise führte nach Eisenberg (Pfalz), eine Weinbauregion am Fuße des Pfälzer Waldes. „Und wie sollte es auch anders sein, zu einem Stadtfest mit regionalem Weinausschank und Livemusik der Wandermusikanten“, sagt Joosten Ellée. „Mit dabei unser DOPPEL(T)LEBEN-Musiker Bernhard Vanecek an der Posaune. Abends gab es im Musikkeller von Bernhard Vanecek in Limburgerhof einen Improvisationsabend mit großartigen Laienmusikerinnen wie den Sängerinnen Pranita Hoffmann und Handan Akkaya-Kapan.“
Nächste Station: Chemnitz. „Hier lernten wir den Diplom-Ingenieur Thomas Blasko kennen, der in seiner Freizeit auf hohem Niveau Trompete spielt. Nach den eher ländlich geprägten Stationen war die Großstadt Chemnitz ein spannender Gegenpol“, berichtet Anselm Bieber. „Besonders beeindruckt waren wir von einer alten Schule, in der heute lauter Band-Proberäume existieren. Auch die Bands Kraftklub und Blond sollen hier schon gespielt haben.“
„Unser letzter Stopp war Zernikow in Brandenburg. Hier lebt Paula Kallies und fährt jeden Werktag 90 Minuten zur Schule nach Berlin-Mitte,“ erzählt Joosten Ellée. „Am Ende des Dorfes ein freistehendes Haus mit riesigem Garten, kompletter Ruhe und schöner Natur.“ Die beiden begleiteten Paula Kallies zu ihrer Tanzklasse in die Kreismusikschule Oberhavel.
Begleitet vom Ensemble von PODIUM Esslingen tanzt Paula Kallies zur Musik der amerikanischen zeitgenössischen Komponistin Julia Wolfe. Videos zeigen ihre Heimat und geben Einblicke in ihren Alltag. Auch sieben ihrer Mittänzerinnen reisen zum Ideenkongress an, gemeinsam werden sie beim Auftakt zu erleben sein.
Erschienen am 14.09.2023.