Ideenkongress 2023

„Manchmal geht ein neues Universum auf"
PODIUM Esslingen im Werkstattgespräch

Die Laienmusikszene in ländlichen Regionen ist das Rückgrat der Musikszene in Deutschland. Ihre Musiker und Musikerinnen spielen oft mehr als nur ein Instrument und sind nicht nur Mitglied in einer Kapelle. Diese musikalische Bandbreite ist der Ausgangspunkt für die Produktion DOPPEL(T)LEBEN von PODIUM Esslingen für den Ideenkongress. Sie porträtiert fünf Solistinnen und Solisten in vier 30-minütigen Performances und verbindet klangliche Welten aus Zernikow, Detmold, der Westpfalz und Chemnitz.

Für Joosten Ellée, Künstlerischer Leiter von PODIUM Esslingen, ging auf den Recherchereisen für die Konzertperformance DOPPEL(T)LEBEN manchmal ein neues Universum auf – und zwar immer dann, wenn aus einer Ahnung plötzlich Wirklichkeit wurde. Projektleiter Anselm Bieber beeindruckte vor allem die Herzlichkeit und Selbstverständlichkeit, mit der sie auch in das private Umfeld der Musikerinnen und Musiker eingeladen und aufgenommen wurden.

„Immer wieder bin ich in den vergangenen Wochen zusammen mit Anselm durch Deutschland gefahren und habe Menschen getroffen, deren Existenz ich mir vorher nicht hätte vorstellen können. Zwischen Alphörnern, inklusivem Ensemble, Tanz auf dem Dorf, Trompete auf Friedhöfen, Fridays for Future und transkultureller Band wird im sogenannten „ländlichen Raum“ von Hoffnung erzählt und an Musik geglaubt; und all das auf eine Art und Weise, die mich schon jetzt nachhaltig erfüllt.“
Joosten Ellée, Künstlerischer Leiter

„Die Vielfalt wird durch ein solches Projekt natürlich noch einmal auf eine bezaubernde Art und Weise kondensiert.“
Anselm Bieber, Projektleiter

Ihre erste Reise führte Joosten Ellée und Anselm Bieber nach Detmold. „Am Ostersonntag ging es nach Schling, einem Teil Detmolds, zu einem Osterfeuer, veranstaltet vom dortigen Verein Bergfreunde Schling e.V. Hier trafen wir auf die zwei Hornistinnen des Theaters, Ulrike Strothmann und Lauren Whitehead, die in ihrer Freizeit Alphorn spielen. Die Detmolder Umgebung passt überraschend gut zum Alphorn: durch den nahen Teutoburger Wald wird die Region auch „Lippische Schweiz” genannt. Auch das Duo verwendet augenzwinkernd diesen Namen und bringt die alpenländische Tradition in den örtlichen grünen Hügeln zum Klingen. Die beiden Hornistinnen spielen übrigens ebenso begeistert das Parforcehorn – das sogenannte Jagdhorn.“

Die zweite Recherchereise führte nach Eisenberg (Pfalz), eine Weinbauregion am Fuße des Pfälzer Waldes. „Und wie sollte es auch anders sein, zu einem Stadtfest mit regionalem Weinausschank und Livemusik der Wandermusikanten“, sagt Joosten Ellée. „Mit dabei unser DOPPEL(T)LEBEN-Musiker Bernhard Vanecek an der Posaune. Abends gab es im Musikkeller von Bernhard Vanecek in Limburgerhof einen Improvisationsabend mit großartigen Laienmusikerinnen wie den Sängerinnen Pranita Hoffmann und Handan Akkaya-Kapan.“

„Beim Eisenberger Stadtfest trafen wir auf überschäumende Lebensfreude, sympathische Musiker und eine intakte Ortsgemeinschaft.“
Anselm Bieber

Nächste Station: Chemnitz. „Hier lernten wir den Diplom-Ingenieur Thomas Blasko kennen, der in seiner Freizeit auf hohem Niveau Trompete spielt. Nach den eher ländlich geprägten Stationen war die Großstadt Chemnitz ein spannender Gegenpol“, berichtet Anselm Bieber. „Besonders beeindruckt waren wir von einer alten Schule, in der heute lauter Band-Proberäume existieren. Auch die Bands Kraftklub und Blond sollen hier schon gespielt haben.“

PODIUM Esslingen. Foto: Konrad Hartig

Zu Besuch bei Paula Kallies. 

PODIUM Esslingen. Foto: Konrad Hartig
PODIUM Esslingen. Foto: Konrad Hartig
PODIUM Esslingen. Foto: Konrad Hartig
PODIUM Esslingen. Foto: Konrad Hartig
PODIUM Esslingen. Foto: Konrad Hartig
PODIUM Esslingen. Foto: Konrad Hartig
PODIUM Esslingen. Foto: Konrad Hartig
PODIUM Esslingen. Foto: Konrad Hartig

„Unser letzter Stopp war Zernikow in Brandenburg. Hier lebt Paula Kallies und fährt jeden Werktag 90 Minuten zur Schule nach Berlin-Mitte,“ erzählt Joosten Ellée. „Am Ende des Dorfes ein freistehendes Haus mit riesigem Garten, kompletter Ruhe und schöner Natur.“ Die beiden begleiteten Paula Kallies zu ihrer Tanzklasse in die Kreismusikschule Oberhavel.

„Die junge Cellistin und Tänzerin Paula Kallies wird auf dem Ideenkongress die Eröffnungsperformance spielen und mit ihrer Musik für die junge Perspektive der ländlichen Musikszene stehen.“
Joosten Ellée

Begleitet vom Ensemble von PODIUM Esslingen tanzt Paula Kallies zur Musik der amerikanischen zeitgenössischen Komponistin Julia Wolfe. Videos zeigen ihre Heimat und geben Einblicke in ihren Alltag. Auch sieben ihrer Mittänzerinnen reisen zum Ideenkongress an, gemeinsam werden sie beim Auftakt zu erleben sein.

Erschienen am 14.09.2023.

DOPPEL(T)LEBEN auf dem Ideenkongress: 

27/09/2023, 12:00 Uhr, Festhalle
Auftakt | DOPPEL(T)LEBEN: Tanz in die Zukunft!
Paula Kallies

28/09/2023 19:30 Uhr, Festhalle
DOPPEL(T)LEBEN: Zug um Zug zueinander
Bernhard Vanecek

28/09/2023, 20:30 Uhr, Festhalle
DOPPEL(T)LEBEN: Computerchips und Mundstücke 
Thomas Blasko


29/09/2023 10:00 Uhr, Festhalle
DOPPEL(T)LEBEN: Alp-, Jagd-, Wald-
Ulrike Strothmann, Lauren Whitehead

 

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