Ideenkongress

Der kalte Grill

Der Bergwerks- und Geschichtsverein Wildemann hat zwei Räume. In einem steht ein Computer, hier stehen Bierbänke und Modelle, Schnitzwerk und Dekorationen und Erzproben, die verkauft werden können. Hier trocknen wasserfeste Jacken und warten Helme auf Besucher. Der andere ist ein kleiner Anbau, nicht heizbar, mit Bank und Tisch, Kühlschränken und Grills, Dekorationen und einer seidenen Fahne von 1848, die einmal im Jahr zum Bergdankfest durch den Schneeregen getragen wird.

Der Verein betreut den 19-Lachter-Stollen, seine Außenanlagen und seine Anlagen unter Tage. Er macht sie besuchbar, eröffnet den Weg in die Dunkelheit. Wer durch den 19-Lachter-Stollen führt, setzt das Kehrrad in Bewegung und zeigt mit einem wunderschönen Kniff, wie tief der Schacht hinabführt: Wasser wird von einer Brücke gekippt und verschwindet in der Dunkelheit, durch einen seitlichen Strahler wird es sichtbar in tausend Tropfen, es verschwindet, und am Ende zerstört es den silbernen Spiegel des Wassers auf dem Grund durch seinen Aufprall.

Was das Schöne für die Vereinsmitglieder ist, die sich im Bergwerks- und Geschichtsverein engagieren, frage ich die Vorsitzende. Was bringt ihnen Freude? Sie käme gern zum Aufräumen, um nach dem Rechten zu sehen, sagt sie, wenn es nur etwas ordentlicher und gemütlicher bei ihnen wäre. Es ist Mitte Oktober, die Saison geht zu Ende. Im Winter werden nur an den Wochenenden Führungen angeboten, die aber finden statt, auch wenn nur wenige Menschen kommen. Ich denke, alle sind müde.

Am frühen Morgen treffe ich Ulrich Reiff am Ottiliaeschacht. Wir finden einen kalten Grill. „Kalter Grill“, sagt er, „welche Botschaft gibt mir das? Das eigentliche Fest ist dann, wenn ich nicht da bin.“

Von Antje Schiffers