Ideenkongress 2023

„Im Gespräch bleiben und den Austausch suchen“
Drei Fragen an Hannah Kuke und Sarah Dittrich

Die Neulandgewinnerinnen Hannah Kuke und Sarah Dittrich haben sich entschieden, von Zuschauerinnen zu Macherinnen zu werden und gründeten 2018 den Verein T30 e.V. in Demmin. Seitdem versuchen sie unter Slogans wie „Hauptsache Demmin – Beteiligungsprozesse leben“ durch Kunst und Kultur das bürgerschaftliche Engagement zu fördern. T30 versteht sich als Knotenpunkt, Katalysator und Kulturbüro. Wir haben die Akteurinnen im Rahmen einer Ideenreise in Kooperation mit dem Programm Neulandgewinner besucht, das den Verein fördert.

Liebe Frau Kuke, liebe Frau Dittrich, wenn Sie beide ein wenig zurückschauen: Was haben Sie seit 2018 bis heute bewirkt? Gibt es ein Highlight?
Hannah Kuke: Unser Verein ist so etwas wie eine Projekt-Schmiede. Wir selber sind ja nicht künstlerisch tätig, sondern wir versuchen den Rahmen zu schaffen, damit künstlerische Angebote hier nach Demmin kommen. Wir haben es geschafft, eine Art Ankerpunkt zu werden: Regionale und überregionale Kulturakteure kommen auf uns zu und gemeinsam versuchen wir, kulturelle Formate auf die Beine zu stellen.
Sarah Dittrich: Einmal freut es uns, dass wir mittlerweile fast dreißig Mitglieder haben. Dann ist es immer wieder schön, wenn etwas bleibt. Zum Beispiel die Flüsterbank, die Teil eines performativen Hörspaziergangs war, den wir zusammen mit dem Kultur-Kosmos Leipzig realisiert haben. Es ist aber gar nicht so leicht zu sagen, was besonders toll war.

Dann drehen wir die Frage vielleicht um: Welchen Tiefpunkt gab es? Und wie sind Sie da wieder rausgekommen?
Dittrich: Wie definiert man Tiefpunkt? Ich nenne es eher: Steine aus dem Weg schaffen. Die gab und gibt es durchaus. In Demmin konnten uns die Leute am Anfang nicht einordnen: Wer sind die und was machen die da in ihrem Büro eigentlich? Was ist überhaupt ein Netzwerk? Und mit wem vernetzen die sich? Es war nicht leicht, den Leuten unsere Idee zu erklären. Wir mussten beweisen, dass wir nicht gefährlich sind, sondern dass wir einfach nur Momente schaffen wollen, bei denen Leute zusammenkommen können, ganz ohne Hintergedanken. Immer wieder ins Gespräch gehen mit den Leuten zahlt sich aus.

„Jeder lebt erstmal in seiner Blase. Wir haben versucht, diese Blasen zu durchbrechen und neue Verbindungen zu schaffen“
Hannah Kuke, T30 e.V.

Kuke: Am Anfang hieß es oft, wir würden sagen, hier wäre nichts. Was nicht stimmt. Wir haben gesagt, man sieht nicht, was da ist und wir würden es gern sichtbarer machen. Wir sind oft auch als Konkurrenz wahrgenommen worden, wobei gar nicht klar war, wofür. Wir sind aber eigentlich Partner. Unser Thema ist das Sichtbarmachen von dem, was schon da ist.

Wer hat Sie als Konkurrenz gesehen?
Kuke: Im Kern geht es um die Frage, wer eine Region gestaltet. Also von wem gehen die Impulse für das Zusammenleben in der Gesellschaft, insbesondere in einer Kleinstadt wie Demmin, aus. Das lag vorher ganz klassisch bei der Stadtvertretung, der Verwaltung und natürlich bei den Vereinen, wie Sportvereinen oder beim Chor. Alles klar voneinander abgrenzbar. Und dann kommen wir und machen mal da was und mal dort was. Das hat, glaube ich, anfangs viele irritiert.
Dittrich: Wir haben tatsächlich auch sehr oft gehört, aber ihr seid ja gar keine Demminer. Uns wurde also abgesprochen, hier etwas zu tun. Wir haben dann natürlich gesagt: „Ja aber, wir wohnen und leben doch hier.“ Mittlerweile bekommen wir aber immer wieder von verschiedenen Seiten Unterstützung, das ist für uns auch eine Bestätigung: Es kommt irgendwo an, was wir tun.

Liebe Frau Kuke, liebe Frau Dittrich, vielen Dank für das Gespräch!

Weiterführende Infos: 

T30 e.V.
Programm Neulandgewinner