Im Rahmen seiner Demografiestrategie hat der Saarpfalz-Kreis der Kultur eine wichtige Rolle zugewiesen. Welche Erfahrungen hat der Landkreis mit dem Transformationsvorhaben Kultur+ gemacht? Was hat funktioniert? Woran arbeiten Politik und Verwaltung weiter? Landrat Dr. Theophil Gallo gibt im Interview Antworten.
Herr Dr. Gallo, für die Verwirklichung des Demografiepaktes wurden Sie mehrfach ausgezeichnet. Was steckt hinter dem Demografiepakt und welche Rolle spielt die Kultur dabei?
Theophil Gallo: Mit unserer Demografiestruktur wollen wir dafür sorgen, dass die Menschen eine Zukunft im Saarpfalz-Kreis sehen. Daher haben wir 2015 als Landkreis mit den Kommunen den Demografiepakt geschlossen und eine Zusammenarbeit zu bestimmten Themen vereinbart. Unsere Strategie sieht vor, in Bildung, Schule, Gesundheit und die Kultur zu investieren. Gerade die Kultur ist enorm wichtig für lebendige Dorfgemeinschaften. Sie bringt Menschen zusammen und miteinander ins Gespräch.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis und den Kommunen?
Gallo: Auf Grundlage des Demografiepaktes klappt die Zusammenarbeit sehr gut. Ohne die Bürgermeisterinnen
und auch die Ortsvorsteher kann ein solches Projekt, das unter anderem die kulturellen Infrastrukturen stärken will, nicht gelingen. Die Kommunen unterstützen unsere Ideen vor Ort, zum Beispiel wenn sie als Versprich nur, was du halten kannst. Sammelstellen für die Instrumente unseres Instrumentenpools auftreten. Sie sind auch die ersten Ansprechpartner für Menschen, die sich engagieren wollen, wenn sie von unseren Plänen erfahren.
Welche kulturellen Bedarfe gibt es im Kreis?
Gallo: Wir sehen eine Reihe von Notwendigkeiten. Da wäre einmal die Bündelung von bisher getrennt durchgeführten Kulturveranstaltungen unter einem Dach. Dazu haben wir eine Kulturmanagementstruktur bei uns in der Verwaltung des Landkreises verankert. Ein Kulturbüro, das wir „Möglichmacherei“ nennen, mit einer hauptamtlichen Stelle. Diese fördert kulturelle Infrastrukturen im ganzen Landkreis und bindet die Vereine ein. Was für uns ganz wichtig ist, denn die Vielfalt unser Kulturvereine gilt es zu pflegen, damit sie das soziale Leben in unseren Dörfern weiterhin bereichern.
Was hat sich durch das Transformationsprojekt Kultur+ verändert und wie soll es in Zukunft weitergehen?
Gallo: Einerseits haben wir das Ohr näher an den Bedürfnissen der Kulturtreibenden. Bei organisatorischen oder auch rechtlichen Fragen, die alle Kulturtreibenden betreffen, versuchen wir schnell bedarfsgerechte Lösungen anzubieten, zum Beispiel Beratung zu DSGVO-konformen Formularen oder Hilfe bei der Umsetzung von „Corona-Verordnungen“. Andererseits haben wir die kulturelle Landschaft im Landkreis besser kennen gelernt. Wir wissen jetzt, wo zum Beispiel ungenutzte Ressourcen vorhanden sind, und versuchen sie mit Bedarfen zusammen zu bringen. Daher ist es uns wichtig, den Instrumentenpool zu festigen, der genau auf diesem Mechanismus beruht: Wir erkennen die ungenutzten Ressourcen – in diesem Fall sind Menschen im Kreis bereit, ihre gebrauchten Instrumente zu spenden – und bringen sie mit Bedarfen zusammen, unter Einbindung von Kreis, Kommunen, Vereinen und spendenbereiten Menschen. Dieser Mechanismus hat das Potential, auch auf andere Kulturbereiche übertragen zu werden.
Wie geht es denn mit dem Instrumentenpool weiter?
Gallo: Wir wollen den Pool dauerhaft stärken und wachsen sehen. Um noch mehr Instrumente sammeln und verleihen zu können, bedarf es weiterhin des Zusammenspiels unserer „Möglichmacherei“ im Landkreis mit den Verwaltungen der Gemeinden und den Akteuren der Kulturlandschaft vor Ort, also Vereinen und regionalen Musikhäusern. Wir wollen unser Modell dem Land vorstellen und um Unterstützung werben. Wir sind überzeugt, dass unser von vielen engagierten Menschen getragener Instrumentenpool ein Weg ist, die Kulturlandschaft langfristig strukturell zu stärken.
Welche Erfahrungen aus dem Projekt Kultur+ können Sie als Landrat anderen Landkreisen mitgeben?
Gallo: Zuhören und dann gemeinsam an Ideen spinnen. Und ganz wichtig: Versprich nur, was du halten kannst.
Erschienen im April 2021.