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Ideenwerke

Wer – wie die Akteure im Saarpfalz-Kreis – Veränderungen will, der sucht sich Verbündete. Gemeinsam findet man leichter neue Wege.

In den Jahren 2017 bis 2020 hat Kultur+ Künstlerinnen und Künstlergruppen eingeladen, in einer der sieben Gemeinden des Kreises zu leben und zu arbeiten. Gemeinsam mit den Bürgern entwickelten sie mehrwöchige kulturelle Projekte, sogenannte Ideenwerke. Die künstlerischen Interventionen griffen konkrete Fragen und Themen der Menschen vor Ort auf und luden zum Mitmachen und -diskutieren ein. Ob Performance, Musik oder Theater, das Engagement der Künstlerinnen regte die Menschen zum Austausch über ihren Alltag an. In intensiven Arbeitsbeziehungen suchten Künstler und Bürgerinnen gemeinsam nach Perspektiven für die Kultur vor Ort.

1 bis 2 Stunden

Das interaktive Theaterprojekt „1 bis 2 Stunden“ erarbeitete der Künstler Eugen Georg gemeinsam mit den Bewohnerinnen
der Gemeinde Kirkel von Oktober bis November 2017. Dafür hat er mehrere Wochen in Kirkel gewohnt und sich regelmäßig mit den Bewohnern getroffen, um lokale Dorfgeschichten zu sammeln und daraus ein situatives Theaterstück zu entwickeln. Die Teilnehmerinnen des Theaterprojekts waren sowohl Autoren als auch Schauspielerinnen des Stücks, das unter dem Titel „Das Storchennest“ am 18. November 2017 in der Dorfhalle in Limbach uraufgeführt wurde.

Jetzt bewegt sich die Zeitachse und lässt das Pendulum schwingen. Wohin?

Der Architekturprofessor Stefan Ochs und seine Studierenden luden die Menschen in Niederwürzbach 2018 auf eine geografische und historische Reise ein, in der Verbindungen zwischen dem Bodensee und dem Niederwürzbacher Weiher erforscht werden sollten. Ausgehend von der ähnlichen Form der beiden Seen, wurde eine Verwechslungstheorie aufgestellt und in Niederwürzbach rückwirkend Weltgeschichte geschrieben. Die fantastische Exkursion thematisierte damit Fragen nach Geschichtsschreibung und Deutungshoheit und weckte mit den neu entdeckten „Fakten“ eine unvermutete mediale Aufmerksamkeit.

Vereint Euch!

Unter dem Titel „Vereint Euch!“ lenkte der Urbanist Ton Matton den Blick auf die vielen Vereine in Blieskastel und ihre Wünsche. Dafür organisierte er im September 2018 ein Festival der Vereine. Ziel war es, lokale Akteure dafür zu gewinnen, sich in die Gestaltung ihrer unmittelbaren kulturellen Lebenswelt einzubringen und durch den Austausch die sozialen Strukturen der Vereine zu stärken. Durch die gewählten Formate wurde die Kunst Teil der Dorfentwicklung. Zentral für das Projekt waren die Musik und das Singen im Chor. Im Rahmen von „Vereint Euch!“ hat die Songwriterin und Musikerin Bernadette La Hengst gemeinsam mit dem Rapper Manu Meta und Jugendlichen aus Blieskastel eine Vereinshymne komponiert. Grundlage des Liedtextes sind Gespräche mit Vereinsmitgliedern aus allen Blieskasteler Stadtteilen. Am Ende stand schließlich das gemeinsame Singen:

„Mein Dorf, du Lebenselixier,
ich bleib für immer hier,
und will nicht in die Städte ziehen,
Du hast, wovon die andern träumen,
das Glück hängt an den Bäumen,
und nicht in fernen Galaxien.
Die weite Welt kann von dir lernen,
du leuchtest wie ein Stern,
die Zukunft wird zur Gegenwart,
von Würzbach bis nach Webenheim,
du bist Avantgarde: Wir leben im Verein.
Uhu, aha! Mach dich allgemein! Uhu, aha!
Wir leben im Verein!
Der Rosenclub wird abgeschafft,
mehr Kinder an die Macht,
dann werden wir noch lange leben.
Die Jugend braucht ein neues Heim,
das Milchhaus wird zu klein,
wir müssen unsren Weiher pflegen. ....“