Programm

2. Akademie „Kulturelle Arbeit in ländlichen Regionen“

Informationen zur 2. TRAFO-Akademie:

Akademie-Programm
Vortrag Doreen Götzky: Kulturarbeit in ländlichen Räumen: Zwischen Unmittelbarkeit und Imageproblem
Christoph Schröder: Die Sprache (wieder)finden. Ein Versuch, die Diskussionen und Haltungen der TRAFO-Akademie #2 zu spiegeln.
Referenten

Vom 18. bis 20. September 2017 fand zeitgleich zum inter!m-Festival 2017 die zweite Akademie des Programms „TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel“ in Münsingen statt. Im Mittelpunkt der Akademie stand die Frage, welche inhaltlichen und strukturellen Besonderheiten Kultur in ländlichen Räumen und Kleinstädten hat und was das für die Arbeit vor Ort bedeutet. Vertreterinnen der am TRAFO-Programm beteiligten Kultureinrichtungen, Verwaltungsmitarbeiter sowie Künstlerinnen aus den vier bundesweiten Modellregionen haben das Thema gemeinsam mit externen Experten diskutiert. Gastgeber der zweiten Akademie war das TRAFO-Projekt „Lernende Kulturregion Schwäbische Alb“.

Eröffnet wurde die Akademie mit einem Gastvortrag von Dr. Doreen Götzky, Leiterin des Kreismuseums Peine, mit einer Standortbestimmung der Kulturarbeit in ländlichen Räumen. In ihrem Beitrag beschrieb sie die Rahmenbedingungen der Kulturproduktionen in ländlich geprägten Räumen und die kulturpolitischen Verantwortlichkeiten. Besonders den Landkreisen käme eine wichtige kulturpolitische Rolle zu, weil diese stärker eine gesamte Region im Blick haben und somit die Vernetzungspotenziale der Akteurinnen unterstützen können. Zudem ging sie auf die Situation insbesondere kleinerer Kultureinrichtungen ein, die vor dem Problem stehen, ihre Sammlungen und Themen zu aktualisieren und weiterzuentwickeln.

Im Anschluss diskutierten die Akademie-Teilnehmer mit Prof. Ton Matton (Raum & Designstrategien Kunstuniversität Linz), Prof. Dr. phil. Stephan Beetz (Soziologe, Universität Mittweida), der Künstlerin Dr. Susanne Bosch sowie dem freien Autor und Journalisten Christoph Schröder über die Herausforderungen von Kulturangeboten in ländlichen Räumen und kleinen Städten. In einem sogenannten Fishbowl-Format wurde darüber gesprochen, welche Geschichten in ländlich geprägten Räumen künstlerisch erzählt werden sollen. Betont wurde, dass die Beschreibungen und Geschichten der Kultur in ländlichen Regionen das Spezifische und Individuelle der jeweiligen Region in den Vordergrund rücken sollten. Zudem sei es notwendig, stärker die Träger ländlicher Kultur in den Blick zu nehmen, wie Landwirte, Handwerker oder Vereinsmitglieder. Aufgabe der Kultur sollte es sein, die Arbeit der Träger ländlicher Kultur sichtbar zu machen. Ein weiteres Anliegen der TRAFO-Partnerinnen war es, stärker darauf zu schauen, welche gesellschaftlichen Antworten nur der ländliche Raum geben kann. Was ginge einer Gesellschaft verloren, wenn es keinen ländlichen Raum mehr gibt? Die Potenziale des Landes sollten entsprechend dargestellt und die „Peripherie“ als Chance für die Zukunft hervorgehoben werden.

Am zweiten Tag der Akademie bearbeiteten die Teilnehmenden im Open Space-Format die Fragen, wie man das Besondere und Spezifische der Kulturarbeit in ländlichen Regionen sichtbar machen kann. Wer prägt aus welcher Perspektive heraus die Kulturarbeit in ländlichen Räumen? Welche Interessen haben die Kulturakteure vor Ort? Welche Rolle übernehmen Künstlerinnen? Wie werden die unterschiedlichen Angebote von den Menschen der Region aufgenommen? Welche besonderen Schätze sind in ländlichen Räumen vorhanden? Wie können sie gehoben werden? Dabei ging es immer wieder darum zu klären, mit welchen Qualitätskriterien an die Kulturarbeit herangegangen wird und wer diese bestimmt.

Zum Abschluss reflektierte Christoph Schröder das Thema Sprache und diskutierte mit den TRAFO-Projektakteuren, ob es eine vorurteilsfreie Sprache über die Kulturarbeit im ländlichen Raum gebe und wie diese aussehen sollte. Einig war man sich, dass es weniger ein Schreiben und Sprechen über den ländlichen Raum als vielmehr selbstbewusste Selbstbeschreibungen der Akteurinnen vor Ort brauche, um den Diskurs positiv zu besetzen.