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LandKulturPerlen Hessen
Interview mit Ministerin Angela Dorn

Das Modellprojekt LandKulturPerlen wurde 2017 vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) initiiert. Mittlerweile finanziert es Regionalbüros an drei Standorten, die jeweils an Kulturzentren angebunden sind, und einen eigenen Förderfonds zur Unterstützung von Projekten. Ministerin Angela Dorn erläutert im Interview die Hintergründe zum Programm und gibt einen Ausblick auf dessen Verstetigung.

Frau Dorn, die LandKulturPerlen Hessen sind seit 2017 aktiv, seit 2020 mit drei Regionalbüros. Sie beschreiben die Landkulturperlen als „lernendes und aufsuchendes Programm“. Was heißt das genau?
Angela Dorn: „Aufsuchend“ bedeutet, dass die Regionalbeauftragten der LandKulturPerlen von sich aus auf Akteurinnen und Akteure der Kulturellen Bildung zugehen, auf Initiativen, Vereine und kommunale Träger zum Beispiel oder auch auf Künstlerinnen und Künstler oder Kulturpädagoginnen und -pädagogen. Sie warten also nicht ab, bis sie angesprochen werden, sondern stellen den Kontakt von sich aus her und besuchen Akteurinnen und Akteure an deren Wirkungsstätte. So können möglichst viele Aktive erreicht werden, und wir finden heraus, welche Unterstützung sie brauchen.

Und das Programm ist „lernend“, weil es seine Angebote immer wieder an den tatsächlichen Bedarf anpasst. Somit bleiben die LandKulturPerlen immer ganz nah dran und können auf Veränderungen reagieren.

Auf welchen Bedarf in den ländlichen Gebieten Hessens reagieren Sie mit den Regionalbüros?
Dorn: Fördermittel fließen stärker in urbane Räume als in ländliche. Ein Grund dafür ist, dass die oft ehrenamtlich arbeitenden Akteurinnen und Akteure in ländlichen Räumen sich im Gegensatz zu den gut vernetzten, großen, oft professionelleren Akteurinnen und Akteure in den Städten nicht so gut mit Fördermöglichkeiten auskennen. Hier möchten wir mit der niedrigschwelligen Förderung durch die LandKulturPerlen helfen. Dadurch sollen Projektträger in die Lage kommen, auch größere und komplexere Förderungen zu beantragen.

Zudem bringen Mitarbeitende in der Verwaltung oder Engagierte in Vereinen nicht automatisch alle Fähigkeiten und Kenntnisse mit, die in der Projektarbeit im Bereich der Kulturellen Bildung hilfreich sind. Deshalb unterhalten die LandKulturPerlen ein eigenes Weiterqualifizierungsangebot.

Außerdem reagieren wir auf den Bedarf der Vernetzung. Oft kennen sich die einzelnen Akteurinnen und Akteure in ländlichen Räumen etwa aufgrund der weiteren Entfernungen untereinander gar nicht. Das erschwert Kooperationen, mögliche Synergien werden nicht ausgeschöpft. Die Regionalbüros ermöglichen eine Vernetzung und bessere Sichtbarkeit der Angebote.

Worum kümmern sich die Regionalbüros konkret?
Dorn: Mit der Beratung unterstützen die LandKulturPerlen Akteur*innen dabei, Projekte so aufzustellen, dass sie gefördert werden können. Wenn eine Idee nicht in das Förderkonzept der LandKulturPerlen passt, beraten die Regionalbeauftragten zu weiteren Fördermöglichkeiten. Zur Weiterqualifizierung von Akteurinnen und Akteuren organisieren die LandKulturPerlen Kulturseminare. Diese Seminare vermitteln Fähigkeiten, die für die Akteurinnen und Akteure – sei es im Hauptamt oder Ehrenamt – in der täglichen Arbeit von großer Bedeutung sind, etwa zu Themen wie Öffentlichkeitsarbeit, Social Media, Websitegestaltung, Projektmanagement, Zeitmanagement, Antragstellung, Zuwendungsrecht, Vereins- und Vertragsrecht. Bei allen Aktivitäten spielen Vernetzung und Sichtbarmachung eine große Rolle – der Kulturakteurinnen und -akteure untereinander, aber auch im Austausch mit verschiedenen Ebenen. So bieten die LandKulturPerlen Formate an, in denen Verwaltung, Kulturschaffende, Vereine usw. zusammenkommen und ihre Ideen und Perspektiven austauschen. Um die gebauten Netzwerke hessenweit sichtbar zu machen und nachhaltig zu verankern, gibt es im Web das Angebot der KulturPerlenKette – eine kartenbasierte Vorstellung von Akteurinnen und Akteuren mit Filterfunktion.

Ein zentrales Instrument der LandKulturPerlen ist die Mikroprojektförderung. Wie funktioniert die genau?
Dorn: Die LandKulturPerlen fördern Projekte der Kulturellen Bildung mit Beträgen zwischen 1.000 und 2.000 €. Dieses Angebot ist bewusst niedrigschwellig gehalten; es soll ein Einstieg in das Förderwesen sein. Wichtig ist, dass die Projekte die aktive Mitgestaltung des kulturellen Lebens vor Ort fördern, also eine kulturelle Teilhabe ermöglichen. Außerdem sollte es integrativ wirken und künstlerische Prozesse anstoßen, also Menschen zusammenbringen, damit sie Ideen in die Tat umsetzen können.

Die Regionalbeauftragten begleiten den gesamten Prozess der Förderung, sie beraten bei der Projektentwicklung, unterstützen bei der Antragstellung und bringen die Anträge in die Jurysitzungen ein. Nach der Bewilligung helfen die LandKulturPerlen den Projektträgern dabei, die weiteren formalen Schritte zeitlich und inhaltlich korrekt zu gehen, zum Beispiel den Abruf der Mittel und den abschließenden Verwendungsnachweis.

Die erste Programmphase, bei der es vor allem um die Bedarfsanalyse und den Netzwerkaufbau ging, ist nun abgeschlossen. In der zweiten Projektphase sollen die Netzwerke verstetigt und der Dialog zwischen Akteuren und Entscheidungsträgerinnen befördert werden. Wie planen Sie eine Verstetigung der Regionalbüros?
Dorn: Die LandKulturPerlen waren zunächst ein Modellprojekt, seit 2021 sind sie ein institutionell gefördertes Programm. Mit dieser Aufwertung möchte das HMWK die aufgebauten Strukturen nachhaltig in den Regionen verankern. Denn wir haben in den vergangenen Jahren gesehen, dass die Angebote die Bedürfnisse treffen und eine positive Entwicklung angestoßen haben. Dieses Jahr nutzen wir, um in Zusammenarbeit mit der Landesvereinigung Kulturelle Bildung Hessen e.V. die weitere Planung in den Regionen voranzutreiben. Unser Ziel ist es, immer mehr Menschen in ländlichen Räumen zu erreichen und deren Arbeit in der Kulturellen Bildung zu unterstützen.

Weitere Informationen zum Programm:

www.landkulturperlen.de