Die Veränderungen der Gesellschaft in ländlich geprägten Gegenden Deutschlands werden meist unter dem Begriff „Demografischer Wandel“ zusammengefasst. In Ost wie West erfordert dieser Wandel immer wieder eine Inventur von Selbstverständnis, Inhalten und Ansprache. Das betrifft auch Kultureinrichtungen. In ländlichen Gegenden wandeln sich die Anforderungen an Kultur und Kulturvermittlung. Wenn es glückt, Kultureinrichtungen für heutige Aufgaben fit zu machen, dann können sie neue und wichtige Funktionen übernehmen. Für Kultureinrichtungen gilt es daher auch, Formate zu entwickeln, die integrieren, Identität stiften, Gemeinschaft bilden und Alteingesessenen und Zugezogenen Kultur und Alltag der Region vermitteln. Gelingt das, werden sie zu spannenden, offenen Orten, die Altes bewahren und auf neue Art zugänglich machen. Sie gewinnen eine neue Wahrnehmung und werden zu Zentren, in denen Wissen und Erfahrung vermittelt wird. So erfahren sie auch kulturpolitisch eine neue Relevanz.
Eine Grundidee des TRAFO-Programms ist, die beteiligten Kulturinstitutionen mithilfe partizipativer und kooperativer Modellprojekte zu öffnen und die Bürgerinnen und Kulturschaffenden vor Ort einzuladen, auf direktem Wege ihre Kulturangebote mitzugestalten. Alte Techniken werden so auf heutigen Nutzen geprüft und ein Kommunikationsprozess wird in Gang gesetzt. Gerade in ländlich geprägten Räumen gilt es, Kulturangebote für die gesamte Region in den Blick zu nehmen.
Dafür braucht es Kooperationen. Indem die Einrichtungen neue Partner finden, eröffnen sich Chancen, Kulturangebote gemeinsam zu konzipieren. Im Rahmen solcher Transformationsprozesse werden darüber hinaus sowohl Verwaltungsgrenzen als auch Institutionengrenzen überwunden. Denn um die Neuerungen vor Ort nachhaltig zu verankern, ist ein Leitgedanke von TRAFO, starke Allianzen mit Politik und Verwaltung zu bilden: Bürgermeister wie Verwaltungsangestellte, Landräte wie Ministerinnen begleiten die Prozesse vor Ort, unterstützen sie und nehmen Impulse für andere Regionen auf. Die an TRAFO beteiligten Kultureinrichtungen werden so zu Laboren der Auseinandersetzung mit dem Wandel ländlicher Gesellschaften und ihre Programme, Stücke, Ausstellungen und Forschungsergebnisse zugleich zu Stichwortgebern für diejenigen, die diesen Wandel im täglichen Geschäft gestalten müssen.
Transformation ist immer auch mit Abschied verbunden, mit Loslassen und dem Zulassen von Veränderung. Die Kultur selbst kann dabei zur Technik werden, Fragen zu stellen. Kultureinrichtungen sind dabei Orte, die den Wandel der heutigen ländlichen Gesellschaft zum Thema machen. Gelingt es also, Kultureinrichtungen weiterzuentwickeln und zu stärken, können sie zu tragenden Stützen ländlicher Regionen werden.
Erschienen am 15.11.2016.