Die erste Ideenreise fand am 12. und 13. Oktober 2022 in Kooperation mit dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen statt. Sie führte uns an drei Orte in NRW, die im Rahmen des Förderprogramms „Dritte Orte“ des Kulturministeriums Nordrhein-Westfalen einen kulturellen Begegnungsraum etablieren: der Bahnhof Löhne, das Life House in Stemwede und die KulturScheune1a in Fürstenberg.
Welche positive Wirkung haben Dritte Orte auf die Region, welche Kraft steckt in den kulturellen Angeboten und wie gelingt es, dass unterschiedliche Akteure langfristig Verantwortung für einen Ort übernehmen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der zweitägigen Exkursion. Vor Ort ergab sich für die Teilnehmenden ein breites Bild rund um die Themen Verstetigung, Überzeugungsarbeit in Kommune und Verwaltung, die Wirkung in der Region und die Messbarkeit von Erfolg.
Life House Stemwede
Beim Besuch der ersten Station, des Life House Stemwede wurde erfahrbar, wie ein über Jahrzehnte etablierter Verein mit viel Engagement die Bürger vor Ort mit immer neuen Formaten erreicht, beispielsweise als digitaler Dritter Ort während der Corona-Pandemie. Mit der Schule, die in direkter Nachbarschaft liegt, entstehen Synergien auch im Feld der Jugendarbeit. Der Bürgermeister von Stemwede Kai Abruszat berichtete vor Ort vom starken Ehrenamt in Stemwede und betonte die Wichtigkeit von Landesfördermitteln wie dem „Dritte Orte“-Programm für den ländlichen Raum, weil Kultur besonders im ländlichen Raum feste Räume braucht, "wo Menschen sich begegnen, austauschen und Freude empfinden können".
Löhne Umsteigen. Der Bahnhof
Aus einer anfänglichen Idee mehrerer Engagierter, das verfallende Bahnhofsgebäude in Löhne wiederzubeleben, entstand ein kultureller Begegnungsraum mit Bio-Bistro, Lesungen, Konzerten und niederschwelligen Angeboten für Austausch. Die Stadt konnte das Gebäude erwerben und stellt es dem Verein nun zu günstiger Pacht zur Verfügung. Gemeinsam wird der Ort ständig weiterentwickelt, so soll zukünftig auch die Stadtbibliothek mit einziehen. Das Bio-Bistro generiert Einnahmen, die als Eigenmittel für weitere Förderanträge genutzt werden können. Für Besucher bleibt es dennoch weiterhin möglich, das Bistro zu nutzen, ohne dort etwas zu konsumieren. In der Diskussion wurde deutlich, dass die Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft und Verwaltung wachsen muss und dass konstruktive Kritik zu guten Ideen führen kann. Im Gespräch zeigte sich auch die Relevanz einer externen Prozessbegleitung, die durch ihren Blick von außen gut zwischen den Beteiligten vermitteln konnte.
KulturScheune1a, Fürstenberg
In der KulturScheune1a ist in kürzester Zeit ein Dritter Ort in einer denkmalgeschützten Scheune entstanden, der sich immer weiter professionalisiert und eine Vielfalt von Veranstaltungen anbietet: von einem wöchentlich stattfindenden ScheuenMarkt mit regionalen Erzeugnissen über Lesekreise, Konzerte, gemeinsame Singabende, Malkurse bis hin zu Pflanzentauschaktionen. Anders als zum Beispiel im Bahnhof Löhne hat der Verein hier eine UG gegründet und ist damit ein von der Kommune unabhängiges Unternehmen.
Abschließend haben wir über die Frage nach der Verstetigung gesprochen und wie essentiell es ist, noch während einer finanziell abgesicherten Startphase, eine breite „Fan-Base“ zu kreieren, damit nach Ende der Förderung eine Schließung nicht mehr denkbar ist. Dabei wurde noch einmal deutlich: