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Eröffnet wurde die Veranstaltung durch das Podiumsgespräch „Neue Allianzen: Warum das Thema Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft, Kulturakteuren und Verwaltung für regionale Kulturprojekte so wichtig ist“.

Wie kann es gelingen, Projekte auf Augenhöhe zu entwickeln? Welche Strukturen, Kommunikationswege und welche Haltung braucht es, damit Entscheidungen gleichberechtigt getroffen werden können? Darüber sprachen Folkert Uhde, Intendant der Köthener Bachfesttage, Stephanie Behrendt, stellvertretende Oberbürgermeisterin Köthen, Sabine Radtke, Vertreterin der Kulturinitiative Köthen 17_23 und Samo Darian, Programmleiter TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel. Moderiert wurde das Gespräch von der Journalistin Sylvie Kürsten.

Projekteinblicke und Diskussionsrunden

Vier Projekte aus Sachsen-Anhalt und aus dem bundesweiten Netzwerk des Programms TRAFO stellten sich vor und beschrieben neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Kulturakteuren, Zivilgesellschaft und Verwaltung und die damit verbundenen Herausforderungen und Möglichkeiten. Die anschließenden Diskussionsrunden richteten sich an interessierte Kulturakteure aus Köthen und Anhalt-Bitterfeld sowie darüber hinaus an das bundesweite Netzwerk der TRAFO-Projekte.

„Neue Kulturen des Miteinanders“, Köthen, Sachsen-Anhalt
Stephanie Behrendt (stellvertretende Oberbürgermeisterin Köthen)
Prof. Dr. Uta Seewald-Heeg (Kulturinitiative Köthen 17_23)

"Wie organisieren wir uns?“ Diese Frage ist zentral für das TRAFO-Projekt „Neue Kulturen des Miteinanders“ in Köthen, das neue Strukturen für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe erprobt. Die Akteure in Köthen kommen aus der Hochschule, der Verwaltung, der Kultur, der Wirtschaft und der Politik. Sie sind Angestellte, Freiberuflerinnen, Studenten, Arbeitslose oder Renterinnen. Doch sie engagieren sich nicht im Rahmen ihrer Funktion sondern als Bürger, die gemeinsam etwas für ihre Stadt bewegen wollen. Mit dem Schloss soll ein neues kulturelles Zentrum entstehen, das bis in die Region hinein ausstrahlt. Dafür haben sich die Akteure in der Kulturinitiative 17_23 zusammengeschlossen und sich sieben Jahre Zeit gegeben - genauso lange wie Johann-Sebastian-Bach in Köthen gewirkt hat. Von Beginn an wurden die gemeinsamen Ziele in Workshops ausgelotet. Im Rahmen des TRAFO-Projektes wurde für die Umsetzung der vielen Ideen nun eine Form gefunden. Im Zentrum stehen die Beteiligten aus der Zivilgesellschaft, die in thematischen Projektgruppen organisiert sind. Sie entwickeln die Themen und Ideen. Alle Entscheidungen werden anschließend gemeinsam von Mitgliedern der Projektgruppen, der Verwaltung und der Politik getroffen. Das Gelingen der Zusammenarbeit in Köthen fußt auf der Nähe von Verwaltung, Ehrenamt und Impulsgebenden und der Bereitschaft zum Austausch über diese unterschiedlichen Ebenen hinweg.

„Kunstkurort Zauberberg“, Ballenstedt, Sachsen-Anhalt
Dr. Michael Knoppik (Bürgermeister Ballenstedt)
Anneke Richter (heimatBEWEGEN e.V.)

Der Verein heimatBEWEGEN sieht sich als Reallabor, das Träume für die Stadt und für die Region verwirklichen will. Weil es dafür digitale und räumliche Infrastruktur braucht, hat der Verein einen Bauernhof gepachtet mit dem Ziel, dort Gelegenheiten für den Austausch zu schaffen und unterschiedlichen Akteursgruppen das gemeinsame Arbeiten an Themen der Region zu ermöglichen. Das Projekt wird seit 2019 gefördert im Programm Neulandgewinner der Robert-Bosch-Stiftung. Gemeinsam mit dem Kulturanker e.V. bespielt heimatBEWEGEN den „Kunstkurort Zauberberg“. Dabei haben die beiden Kulturvereine nicht nur ihre Netzwerke und ihr Wissen zusammengeführt, sondern durch die Zusammenarbeit mit der Stadt Ballenstedt ein Verständnis und Vertrauensverhältnis zwischen Verwaltung und Kulturakteuren geschaffen. Dass Bürgermeister Dr. Knoppik den Verein eng begleitet hat, machte den Mehrwert des Vorhabens für die Stadt nachvollziehbar. Der regelmäßige Austausch hat sich als zentraler Faktor der Zusammenarbeit erwiesen: Nur so ist es möglich sich gegenseitig zu ergänzen, Prozesse gut abzustimmen, den Facettenreichtum des Kulturprogramms aufrechtzuerhalten und gleichzeitig auf möglichst viele Schultern zu verteilen.

„Sachsenspiegel“, Reppichau, Sachsen-Anhalt
Erich Reichert (Förderverein Eike-von-Repgow e.V.)
Sebastian Schwab (Amt für Wirtschaftsförderung, Tourismus und Kultur, Stadt Aken)

In Reppichau hat der Förderverein Eike-von-Repgow e.V. ein „Freilichtmuseum für deutsche Rechtsgeschichte“ geschaffen. Der Sachsenspiegel, des bedeutendste Rechtsbuch des Hochmittelalters, wurde zum Treiber der Dorfentwicklung: Anlässlich der Beschäftigung mit diesem Kulturgut entstanden Metallplastiken, Bilddarstellungen an Häusern, wurden alte Gebäude aktiviert und zu Ausstellungsräumen umgenutzt. Dabei arbeitete der Verein intensiv mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zusammen. Reppichau steht in engem Kontakt mit der benachbarten Stadt Aken: Beide liegen an der Elbe und sind durch den Europaradweg R1 verbunden. Die Städte erhoffen sich Synergien durch Austausch und Zusammenarbeit, beispielsweise planen sie einen gemeinsamen Rundweg zur historischen Person Eike-von-Repgows. Aken hat während der Corona-Pandemie Online-Benefizkonzerte in der Stadtkirche organisiert, die live über 1.000 Zuschauende erreicht haben und damit, wie Sebastian Schwab es ausdrückt, „über den Tellerrand geschaut“ und festgestellt, welche Energie die Vernetzung von Künstlerinnen und Kulturtreibenden untereinander freisetzen kann.

„TraVogelsberg. Eine Region bricht auf“, Vogelsbergkreis, Hessen
Anne Grabosch (Prozessbegleiterin)
Andrea Ortstadt (Vogelsbergkreis, Amt für Wirtschaft u. den ländlichen Raum)
Katja Schmirler-Wortmann (Kulturzentrum Kreuz e.V. Fulda)

In der TRAFO-Modellregion Vogelsberg sind im Rahmen des Projekts "TraVogelsberg. Eine Region bricht auf" drei Akteure zusammengekommen: Die Lauterbacher Musikschule, das Kulturzentrum Kreuz e.V. und der Vogelsbergkreis. Gemeinsam erproben sie neue Veranstaltungsformate, treiben die Digitalisierung voran, stärken vorhandene Strukturen und schaffen neue. Zentraler Faktor der Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist ein gutes Schnittstellenmanagement, das Vertrauen zwischen den Beteiligten aufbaut und Arbeitsprozesse etabliert. Ein Tandem aus zwei Prozessbegleitern, die auch schon die Entwicklungsphase des TRAFO-Projekts betreut haben, stehen den Beteiligten zur Seite. Sie sind damit betraut, den Überblick zu wahren und eine regelmäßige Standortbestimmung zu leisten: „Wo kommen wir her, wo wollen wir hin? Wer nimmt welche Rolle ein? Wo kann man entlasten?“ Besonders solange arbeitsfähige Strukturen noch in Entstehung sind, sieht das Projekt TraVogelsberg in der externen Begleitung einen wichtigen Faktor für die Motivation und das Gelingen seines komplexen Unterfangens.