Veranstaltungen

Themenraum Kleine Städte

Partner im Themenraum war das Thünen-Institut für Ländliche Räume.

Welches Bild haben wir von kleinen Städten? Welche Geschichten werden erzählt? Und welchen Einfluss hat beispielsweise die Eingemeindung weiterer Dörfer auf die Handlungsspielräume kleiner Städte? Expertinnen aus den Sozial- und Geisteswissenschaften, aus Politik, Kommunen, Kultur und Raumplanung geben Antworten.

Die Graphic Recorderin Paula Föhr begleitete den gesamten Themenraum und visualisierte die Vorträge und Diskussionen. Ihre Skizzen bildeten die Grundlage für das abschließende Publikumsgespräch. Ihr Graphic Recording finden Sie hier.

Bilder kleiner Städte? Was zeigt, was weiß die Schöne Literatur?
Prof. Dr. Werner Nell
, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Mit einem Blick in die Literaturgeschichten Europas und Nordamerikas erörtert Prof. Dr. Werner Nell in seinem Vortrag, inwieweit Kleinstädte nicht nur als Residuen einer einstmals bürgerlichen Gesellschaft zu sehen sind, sondern auch Handlungsort und Erfahrungsfeld zivilgesellschaftlicher Akteure werden können. Die Texte geben in ihren vielfältigen Formen und Gestaltungen nicht nur Aufschluss über zentrale Problem- und Fragstellungen moderner Lebenswelten und aktueller Zeitumstände, sondern orientieren sich auch an den in den Kleinstadtbildern erkennbaren Traditionsbeständen, Erfahrungsschätzen und bürgergesellschaftlichen Ansprüchen.

Kleine Städte und Zuwanderung - Folgen für die Stadtgesellschaften
Gudrun Kirchhoff, Wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Institut für Urbanistik
Basierend auf Ergebnissen des Forschungsprojekts „Vielfalt in den Zentren von Klein- und Mittelstädten“ betrachtet Gudrun Kirchhoff, welche Bedeutung Zuwanderung für die Städte hat, die Unterschiede der Zuwanderungsgruppen und ihre sozialräumliche Differenzierung, die unterschiedlichen Voraussetzungen für Integrationsprozesse, die Akteure der Integrationsarbeit und ihre Vernetzung sowie die Verankerung von Integration in kommunaler Verwaltung und Politik.

Die Bedeutung des Kleinstadt-Kinos für ländliche Räume in Deutschland im 20. Jahrhundert
Prof. Dr. Clemens Zimmermann, Universität des Saarlands, Lehrstuhl für Kultur- und Mediengeschichte
In seinem Vortrag betrachtet Prof. Dr. Clemens Zimmermann die Geschichte des Kleinstadtkinos von den 1920er Jahren bis heute, untersucht typische Programmangebote des Kleinstadtkinos und fragt, welchen Beitrag das künftige Kleinstadtkino zur Erhaltung kultureller Diversität leisten kann.

Kleinstadtrealitäten aus soziologischer Perspektive
Prof. Dr. Stephan Beetz, Hochschule Mittweida, Fakultät Soziale Arbeit
In seinem Vortrag fragt Prof. Dr. Stephan Beetz: Welche spezifische Form lokaler Vergesellschaftung stellt die Kleinstadt – gegenüber dem Dorf und der Großstadt – dar? Und wie verändern räumliche Neuordnungen, zu denen z.B. regionale Entbettungen, Hierarchisierungen und der Wettbewerb mit anderen Städten und Gemeinden gehören, die Funktionen und die Besonderheiten von Kleinstädten?

Warum Gemeindegebietsreformen? Legitimationsargumente und alternative Ansätze
Prof. Dr. Gisela Färber, Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer
In ihrem Beitrag beleuchtet Prof. Dr. Gisela Färber vor allem die Legitimationsargumente von Befürworterinnen der oft sehr umstrittenen Gebietsreformen. Dabei zeigt sie auf, unter welchen Rahmenbedingungen diese Reformen sinnvoll sein können, welche Fehler in der Vergangenheit gemacht wurden und welche Alternativen denkbar sind.

Gebietsreformen: Mehr Risiken als Chancen
Dr. Felix Rösel
, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am ifo Institut, Dresden
In seinem Vortrag bezieht sich Dr. Felix Rösel auf Evaluationsstudien, die zurückliegende Gebietsreformen in den Blick nehmen und zeigt, dass diese nur in wenigen Fällen positive finanzielle oder administrative Effekte nachweisen können. Er bezieht darüber hinaus aktuelle Untersuchungen ein, die darauf hindeuten, dass Gebietsreformen räumliche Ungleichheiten verstärken können und die Distanz zwischen Lokalpolitik und Bürgern wächst.

Kommentare aus der Praxis
Frederik Bewer, Bürgermeister der Stadt Angermünde in Brandenburg diskutierte, welche Argumente aus Sicht der Praxis für und gegen Gemeindegebietsreformen sprechen. Wie entwickelt sich die kulturelle Identifikation der Menschen mit ihrer Region? Wie können kleine Städte ihren Auftrag als Ankerfunktion für die ländlichen Regionen wahrnehmen?

Verantwortlich für die Konzeption des Themenraums waren Dr. Annett Steinführer, Wissenschaftlerin am Thünen-Institut für Ländliche Räume, Dr. Tim Leibert, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig, und Alexandra Tautz, Referentin für ländliche Räume, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag.