Ideenkongress

Ideen am Tisch

Donnerstag, 20.09.2018, 14.30–18.15 Uhr
Freitag, 21.09.2018, 14.00–16.15 Uhr

Spiegelsaal


Wer sich dem Wandel stellt, der braucht Ideen. Manche Ideen scheitern. Aber aus anderen entstehen langlebige Initiativen, verbesserte Strukturen, neue Partnerschaften. Sie machen einen Unterschied und verändern etwas in einer Region, in einer Stadt, in einer Einrichtung. Von solchen Ideen gibt es zahlreiche in ländlichen Regionen. Einige von ihnen haben wir auf dem Ideenkongress vorgestellt. Wir haben die Neuen Auftraggeber, die Drosos Stiftung, den Fonds Neue Länder, Kulturland Brandenburg, LandKULTUR, die Neulandgewinner sowie einige TRAFO-Projekte eingeladen, Ideen, die in ihren Förderprojekten entwickelt wurden, an zwei Nachmittagen vorzustellen. Gemeinsam mit den Kulturakteuren berichteten sie von Ideen zur Veränderung und was aus ihnen geworden ist und gaben Beispiele, die zum Nachdenken und zum Nachahmen anregen.

Donnerstag, 20.09.2018

14.30 Uhr
Das Dorf neu erfinden
„Wir zeigen, dass man das Dorf als Raum für Arbeit, Bildung, Kultur und Gemeinschaft neu erfinden kann. Wir wecken künstlerische Talente und inspirieren zum Selbertun. Anfangs (2002) haben wir für einige Sommerwochen das Dorf in Atelier, Bühne und Spielfeld verwandelt. Seit 2013 präsentieren wir am Tag der Regionen gemeinsam unsere Kompetenzen. Wir lernen unsere Stärken kennen, wir sind nicht die abgehängten Menschen aus den Nachrichten, sondern können unser Leben nach unseren Wünschen gestalten.“ (Christine Wenzel)
Ideengeberin: Christine Wenzel, Ortsbürgermeisterin von Quetzdölsdorf und Neulandgewinnerin

OTTO die mobile Immobilie oder ein Begegnungsbus für bewegte Zeiten
Wenn die Menschen nicht zur Kultur kommen können, muss die Kultur zu den Menschen kommen. Ein umgebauter Linienbus, mit Küchenzeile, Ton- und Lichttechnik, fährt durch die märkischen Gefilde und bringt Mobilitäts- und Kulturangebote zu den Menschen. 2017 wurde der Bus gekauft, umgebaut und genutzt, wobei die Nachfrage unseren Weg bestimmt – aktuell unterstützen wir Willkommensinitiativen. Unser Neuland: Ein Jugendhilfeträger macht sich auf den Weg zur Etablierung eines am Gemeinwesen orientierten Mobilitätsangebotes.
Ideengeber: Fabian Brauns, Stellvertretender Vorsitzender des Jugendfördervereins Chance e.V. und Neulandgewinner

Gastgeberin: Dr. Babette Scurrell, Mentorin im Programm Neulandgewinner

Neulandgewinner

Eingeladen wurden diese Ideen von den Neulangewinnern. Mit dem Programm „Neulandgewinner. Zukunft erfinden vor Ort“ fördert die Robert Bosch Stiftung engagierte Menschen, die durch ihr Denken und ihr Tun den gesellschaftlichen Zusammenhalt in ländlichen Räumen Ostdeutschlands stärken.

15.15 Uhr
Künstlerstadt Kalbe: Wie Kunst Wandel bewirkt
„Wir in Kalbe, einem Ort mit rund 7.000 Einwohnerinnen in Sachsen-Anhalt, leben im Luxus der Leere. Warum nutzen wir diesen Luxus nicht als Gestaltungsraum? So kamen Menschen, die sich vorher nicht kannten, zueinander: Künstler, Vereine, Interessierte. Ein WIR entstand und schenkte dem Ort neue Impulse, Hoffnung, Stolz und die Idee, dass man gemeinsam mit Kunst etwas Neues schaffen kann.“ (Corinna Köbele)
Ideengeberin: Corinna Köbele, Initiatorin der Künstlerstadt Kalbe e.V.

Dorfkino
Jens-Hagen Schwadt gründete 1990 den Verein Filmklub Güstrow e.V. und setzte damit die Idee des Landfilms der DDR fort. Der Filmklub versorgt Spielorte über sogenannte Abspielringe mit Filmen und Vorführlizenzen. Mit einem mobilen Kino fährt er zudem Spielstätten ohne eigene Technik an. Der Verein koordiniert mittlerweile 85 Spielstätten, größtenteils in Mecklenburg-Vorpommern, und wird als Projekt „Dorfkino einfach machbar“ von 2017-2019 von der Kulturstiftung des Bundes gefördert.
Ideengeberin: Christine Maslok, Projektleiterin, und Stephan Wein, Datenbankentwickler von „Dorfkino einfach machbar“

Gastgeber: Alexander Farenholtz, Vorstand Kulturstiftung des Bundes

Fonds Neue Länder
Eingeladen wurden diese Ideen vom Fonds zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements für die Kultur in den neuen Bundesländern (Fonds Neue Länder), mit dem die Kulturstiftung des Bundes bürgerschaftlich getragene Initiativen, die sich auf lokaler und regionaler Ebene kulturell engagieren, fördert. Ziel dieses Fonds ist die strukturelle Weiterentwicklung und Professionalisierung der Kulturarbeit in Ostdeutschland.

16.00 Uhr
Die Chance zu scheitern
Ist eine Transformation echt und vertrauenswürdig, wenn sie zum Erfolg führen muss? Im Projekt „Sieben Künste von Pritzwalk“ luden die Künstler Clegg & Guttmann Bürger einer brandenburgischen Kleinstadt ein, an einem Porträt ihrer Stadt mitzuwirken. Sie sollten selbst entscheiden, welche kulturellen Projekte in sieben sonst leerstehenden Geschäften stattfinden sollten. Ein Buch sollte alle Handlungen dokumentieren und so zum künstlerischen Selbstbildnis Pritzwalks werden. Überzeugt waren die Eingeladenen aber erst, als klar wurde, dass die Künstlerinnen auch ein leeres Buch publizieren würden. Sollte die Stadt sich verweigern, wäre auch die Dokumentation der Weigerung ein Porträt. Als klar wurde, dass das Projekt vollkommen von den Bürgerinnen abhängig war, entschieden die Pritzwalker sich für die Mitarbeit. Die Freiheit der Verweigerung ist die Voraussetzung für jede Veränderung.
Ideengeber: Gerrit Gohlke, Leiter Regionale Entwicklung bei den Neuen Auftraggebern

Das ärgerliche Geschenk. Wie man eine Dorfgemeinschaft brüskiert, um ihr die Augen zu öffnen
Der Schweizer Künstler Rémy Zaugg soll 1997 eine Skulptur für das Waschhaus eines Dorfes in der Bretagne entwerfen. Statt diesen Auftrag anzunehmen, schreibt er den Dorfbewohnern einen Brief, der sich gewaschen hat – und die Wahrheit über ihre marode Lebenswelt erzählt. Es ist der Beginn eines der herausragendsten Projekte der Neuen Auftraggeber.
Ideengeber: Alexander Koch, Co-Initiator und Direktor der Neuen Auftraggeber in Deutschland

Die Neuen Auftraggeber
Seit Frühjahr 2017 entwickeln die Neuen Auftraggeber mit Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes in ausgewählten Regionen öffentliche Kunstprojekte mit Bürgern, die selbst die Initiative ergreifen und Werke der zeitgenössischen Kunst in Auftrag geben. Ziel ist es, das neue Modell einer Kunst im Bürgerauftrag in Deutschland zu konsolidieren und in ein Netzwerk europäischer Partnerschaften einzubinden.

16.45 Uhr
Theater für die Fläche anders denken

Das Landestheater Tübingen (LTT) ist regelmäßig mit Gastspielen in Kleinstädten in Baden-Württemberg präsent. Im Zuge dieser „Abstecher“ ist ein Austausch mit den Zuschauerinnen jedoch kaum möglich; es fällt schwer, das Publikum an den jeweiligen Orten und die Themen, die im ländlichen Raum eine Rolle spielen, kennenzulernen. Ausgehend vom Bürgerbühnenansatz, der an vielen Stadttheatern bereits erfolgreich umgesetzt wird, hatte die Dramaturgin Kerstin Grübmeyer die Idee, Theater für die Fläche einmal anders zu denken.
Ideengeber: Thorsten Weckherlin, Intendant des Landestheaters Tübingen, und Franziska Weber, künstlerische Produktionsleiterin der Theaterwerkstatt Schwäbische Alb (2016-2018).

Ideenwerk „Vereint Euch!“
„Wir laden Künstlerinnen und Künstler verschiedener Sparten in den Saarpfalz-Kreis ein, um gemeinsam mit lokalen Akteuren neue Perspektiven zu entwickeln. Die kulturellen Projekte entstehen in der Region, während des Aufenthalts im Ideenwerk. Das Ideenwerk 2018 startete im Februar 2018 mit verschiedenen Veranstaltungen und wird mit dem „Vereint Euch!-Festival“ im September enden. Die Idee stärkt nachhaltig kulturelle Vielfalt und Lebendigkeit der Region.“ (Mark Herzog)
Ideengeber: Mark Herzog, Beauftragter für Demografie des Saarpfalz-Kreises

Gastgeberin: Judith Bildhauer, Leiterin des TRAFO-Projekts „Lernende Kulturregion Schwäbische Alb“

Diese Ideen wurden im Rahmen des TRAFO-Programms entwickelt.

17.30 Uhr
ZwischenSpielRaum

Das Landestheater Oberpfalz hat eine Idee für kulturelle Zwischennutzungen im ländlichen Raum: Wir bauen in drei Modellgemeinden in leer stehenden Gebäuden Bühnen ein, auf denen wir selbst Theater spielen und die wir lokalen Kulturinitiativen zur Verfügung stellen. Außerdem werden wir dort theaterpädagogische Begegnungsstücke erarbeiten, für die wir mit Menschen vor Ort über ihre persönlichen Geschichten und die Dorfgeschichten sprechen wollen. Die erste Etappe startet im Herbst 2018 in der Gemeinde Waldthurn.
Ideengeber: Till Rickelt, künstlerischer Leiter des Landestheaters Oberpfalz

Kultur Land Bilden
Das Programm KULTUR LAND BILDEN entstand 2017 aus dem Weiterbildungsverbund KULTUR BILDET WEITER. Seine Seminare richten sich an ehren- und hauptamtliche Kulturakteure und Vereine in den ländlichen Räumen Thüringens. In Zusammenarbeit mit der Thüringer Landgesellschaft wurden die Inhalte des Programms an die Bedürfnisse der Kulturakteure auf dem Land angepasst. Die Seminare finden aktuell in Südthüringen statt, werden aber in den kommenden zwei Jahren in allen Regionen des Freistaates angeboten, um ein flächendeckendes und individuelles Weiterbildungsprogramm zu ermöglichen.
Ideengeberin: Julia Heinrich, Projektleiterin für den Weiterbildungsverbund KULTUR LAND BILDEN

Gastgeberin: Tanja Schubert, Referentin im Kompetenzzentrum Ländliche Entwicklung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

LandKULTUR
Eingeladen wurden diese Ideen von LandKULTUR. Mit LandKULTUR fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) modellhafte Projekte, die kulturelle Aktivitäten und kulturelle Teilhabe in ländlichen Räumen erhalten und weiterentwickeln. LandKULTUR ist Teil des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung (BULE).

Freitag, 21.09.2018

14.00 Uhr
Kulturhanse – Gründungslabore jenseits großer Städte
„Mit unserem Erfurter Gründungslabor Werft 34 wurden die unternehmerische Kompetenz und die Arbeitssituation der geförderten soziokulturellen Initiativen signifikant verbessert. Wir haben viel über Gründungsförderung und unterstützende Rahmenbedingungen gelernt. Diese Erfahrungen geben wir weiter. Wir unterstützen lokale Partnerinnen nachhaltig beim Aufbau ihres Gründungslabors. Ziel ist es, vor Ort Perspektiven zu schaffen sowie Existenzen und Engagement zu sichern.“ (Martin Arnold-Schaarschmidt)
Ideengeber: Martin Arnold-Schaarschmidt, Qualifizierungsprogramm und Beratung, und Juliane Döschner, Netzwerk- und öffentlichkeitsarbeit, Kulturhanse

Musikhelden
Die Infrastruktur für musikalische Bildungsangebote ist im ländlichen Raum oftmals schwierig. Kinder und Jugendliche müssen weite Strecken in die nächsten Städte fahren, um eine musikalische Ausbildung zu erhalten. Die Idee der Musikhelden ist: Singen ist einfach zu vermitteln (man braucht kein Instrument), die Pädagogen fahren an die Orte, an denen die Kinder sowieso sind (Kindergärten und Grundschulen). Die Pädagogen sind junge, internationale Fachkräfte, die zusätzlich zu den Angeboten von Kindergarten oder Schule eingebundene Singklassen anbieten.
Ideengeberin: Christiane Fiessler, Koordinatorin „Musikhelden“, Kreismusikschule Dreiländereck, Zittau

Gastgeberin: Karoline Weber, Programmverantwortliche Deutschland der Drosos Stiftung

Drosos Stiftung
Eingeladen wurden diese Ideen von der Drosos Stiftung. Seit 2006 ist die Drosos Stiftung mit einem Förderprogramm in den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen aktiv. Sie stärkt private und gesellschaftliche Initiativen und Projekte, die jungen Menschen eine eigenständige Gestaltung ihres Lebens ermöglichen. Neben Partnerschaften in Ballungszentren baut die Stiftung ihre Tätigkeit auch in den ländlichen Räumen aus.

14.45 Uhr
Revision Oderbruch: Vom Ende und Anfang einer Sammlung

Ist es Kulturgut oder ein Haufen meist kaputter Dinge? Die Transformation des gescheiterten Freilichtmuseums Altranft in ein Regionalmuseum für das Oderbruch und eine Werkstatt ländlicher Kultur setzte eine komplette Revision der Sammlungsbestände voraus. Unser Ziel: ein Ort – offen für jeden. 2016, im ersten Jahr der Transformation wurde die gesamte Sammlung öffentlich ausgestellt und bewertet. 2017 begannen wir alle geeigneten Objekte, die etwas über das Oderbruch erzählen, in einem Studiolo zu versammelt, das nun Jahr für Jahr wächst. Aus der Revision ist nun eine Sammlungskonzeption erwachsen, die der Werkstattidee und der Beschreibung der Region dient.
Ideengeber: Lars Fischer, Programmleiter des Oderbruch Museums Altranft – Werkstatt für ländliche Kultur

Ein Postkasten auf Stimmenfang
„Wir wollten wissen, was die Menschen in der Region bewegt. Zwei Jahre lang war unser mobiler Postkasten unterwegs, um an verschiedensten Orten Stimmen und Themen unserer Region zu sammeln – mal im Foyer unseres Lindenhof-Theaters, mal in einer Volkshochschule und mal in der Bücherei einer benachbarten Gemeinde. Im November erfolgt die ,Postkasten_Leerung No. 1‘. Wir bringen die spannendsten, brennendsten und kuriosesten Zuschriften auf die Bühne: Botschaften aus der Region für die Menschen in der Region. Wir präsentieren ein neues Aufführungsformat, bei dem sich auch das Publikum aktiv beteiligen darf. So wird jede Aufführung anders und zu einem einzigartigen Erlebnis.“ (Stefan Hallmayer)
Ideengeber: Stefan Hallmayer, Intendant des Theaters Lindenhof

Gastgeberin: Kristin Bäßler, Leitung Wissensvermittlung und Kommunikation TRAFO

Diese Ideen wurden im Rahmen des TRAFO-Programms entwickelt.

15.30 Uhr
Das auf dem Land geschieht/Kooperative Landkultur – ein Soziotop?

Die Idee, einen Garten als öffentlichen Raum in einem kleinen Dorf anzulegen, entstand mit der Entdeckung eines nicht mehr genutzten Gärtnereigeländes. Im Kern wollten wir herausfinden, ob Kunst im ländlichen Umfeld ein produktives Austauschgefüge zwischen Menschen initiieren kann. Die Herausforderung war, Menschen unterschiedlichen Alters mit verschiedenen Lebensstilen und kulturellen Hintergründen in einen gemeinsamen Erfahrungs- und Produktionszusammenhang zu bringen. Aus über 17 Jahren Erfahrungen lässt sich anschaulich berichten.
Ideengeberin: Christine Hoffmann, Mit-Gründerin und Kuratorin von landkunstleben e.V.

landmade.Kulturversorgungsraum 2015/Versorgungsengpass
Mit Interventionen, die auf das Dorf als Ursprungsort von Gemeinwesen zielen, bringt der „landmade.Kulturversorgungsraum“ Bewegung ins Dorfleben. 2015 bietet ein Kiosk sechs Monate lang einen Informationstransfer, künstlerische und lebenspraktische Verpflegung, ein Porträtstudio, eine Wandzeitung... Eine begehbare Skulptur verbindet das Kioskfenster mit der Dorfstraße und verengt die Fahrbahn. Der „Versorgungsengpass“ ist eine Plattform für Austausch und Diskussion.
Ideengeberin: Gabriele Konsor, Künstlerische Leiterin „landmade.Kulturversorgungsraum“

Kulturland Brandenburg
Eingeladen wurden diese Ideen vom „Kulturland Brandenburg“, das den Brandenburgerinnen und Brandenburgern und ihren Gästen das kulturelle Erbe und die kulturelle Vielfalt des Landes näherbringen möchte. Zu einem jährlich wechselnden Thema werden mit zahlreichen Partnerinnen künstlerische und kulturelle Projekte an den Schnittstellen zu Wissenschaft, Tourismus und kultureller Bildung konzipiert und organisiert. „Kulturland Brandenburg“ fördert diese Projekte und kommuniziert sie in einem übergreifenden Marketing.

Gastgeberin: Brigitte Faber-Schmidt, Geschäftsführerin Kulturland Brandenburg